Widerstände, Wege und der Lauf der Dinge - Die Montage der filmischen Arbeiten von Fischli und Weiss

Praxispanel I

Während der Film eine per se arbeitsteilige Kunst, das Zusammenspiel verschiedener Gewerke ist, steht die bildende Kunst zunächst für die "eine Vision" eines individuellen Künstlers oder ggf. einer Kreativgemeinschaft im Duo. Wie groß darf, kann oder soll der originäre Beitrag einer Editorin, eines Editoren in der Montage der filmischen Arbeiten bildender Künstler sein?

Rainer M. Trinkler hat seit den ersten Tagen des Schweizer Künstlerduos Fischli und Weiss deren filmische Arbeiten montiert und vertont und wird im gemeinsamen Werkstattgespräch mit Peter Fischli Einblicke in die Werke und deren Werden im Schneideraum geben. Die spezifischen Herausforderungen in der Schnittarbeit an so unterschiedlichen Kunstwerken wie den narrativ ausgerichteten "Ratte und Bär"-Filmen einerseits und der installativen und wohl bekanntesten Fischli und Weiss- Arbeit "Der Lauf der Dinge" andererseits werden genauso Thema sein, wie das kreative Zusammenspiel im Schneideraum und der Umgang mit dem filmischen Medium, wenn dieses ins "System Kunst" überführt werden soll. Welche Rolle spielt der Editor hier als kreativer Widerpart, als Ergänzung im Ringen um den "rechten Weg" zum filmischen Kunstwerk?

Peter Fischli

Der Schweizer Künstler Peter Fischli, in Zürich geboren, studierte an der Accademia di Bella Arti in Urbino und Bologna. Seit 1979 arbeitete er mit David Weiss zusammen; das Künstlerduo Fischli/Weiss zählt zu den populärsten Vertretern der zeitgenössischen Kunst in der Schweiz. Ihre erste gemeinsame Arbeit war die Fotoserie „Wurstserie“; für ihre Arbeiten nutzten sie die unterschiedlichsten künstlerischen Darstellungsformen von Fotografie und Film, bis zu Installationen wie den „Raum unter der Treppe“, der seit 1993 im Museum für Moderne Kunst, Frankfurt am Main, steht, und Skulpturen wie „Plötzlich diese Übersicht“, eine Skulpturengruppe aus über 200 Teilen aus ungebranntem Ton von 1981. Zu den bekanntesten Werken des Duos gehört der Film Der Lauf der Dinge von 1987, der auf der documenta 8 in Kassel vorgestellt wurde. Ihre Werke wurden in renommierten Galerien und Museen, wie dem Museum of Modern Art und dem Guggenheim Museum in New York, dem Centre Pompidou in Paris, dem Tate Modern in London sowie dem Kunstmuseum in Basel und dem Kunsthaus Zürich gezeigt. David Weiss starb im April 2012; Peter Fischli lebt und arbeitet in Zürich.

Rainer M. Trinkler

Rainer Maria Trinkler ließ sich an der F+F Schule für Kunst und Mediendesign in Zürich in Film und Kunst ausbilden. Er arbeitete seit 1976 als Schnittassistent, u.a. bei Thomas Körfers Der Gehülfe, und ist seit 30 Jahren als freier Kameramann und Editor tätig. Während dieser Zeit arbeitete er u.a. mit Künstlern wie Walter Weber, Fischli/Weiss, Richard Dindo und Rolf Lyssy zusammen. Zu seinen wichtigsten Arbeiten als Editor zählen außerdem Spielfilme wie Grauzone, Regie: Fredi M. Murer, Bingo, Regie: Markus Imboden, oder Anna annA von Jürgen Baruer und Greti Kläy sowie Dokumentarfilme wie Champions von morgen von Theo Stich. Er ist Gründungsmitglied der Filmkollektiv Zürich AG und des Schweizerischen Filmtechniker Verbandes. Rainer M. Trinkler doziert an der F+F Schule für Kunst und Mediendesign Zürich.

Auswahlfilmografie (als Editor)

1976 Grauzone. Spielfilm. Fredi M. Murer
1987 Der Lauf der Dinge. Kurzfilm. Peter Fischli, David Weiss
1990 Bingo. Spielfilm. Markus Imboden
1992 Die schwache Stunde. Spielfilm. Danielle Giuliani
1993 Anna annA. Spielfilm. Jürgen Brauer, Greti Kläy
1999-2002 Einspruch, Einspruch II & Einspruch III. Kurzfilm-Reihe. Rolando Colla
2002 Oltre il confine. Spielfilm. Rolando Colla
2003 Ni olvido, ni perdón – keine Vergessenen, kein Vergeben. Dokumentarfilm. Richard Dindo
2004 Wäg vo de Gass! Kurzfilm. Rolf Lyssy
2005 Nicolas Buovier, 22th Hospital Street. Dokumentarfilm. Christoph Kühn
2007 Bruno Manser – Kampf um den Regenwald (Bruno Manser - Laki Penan). Dokumentarfilm. Christoph Kühn
2008 Champions von Morgen. Dokumentarfilm. Theo Stich
2008 Hard(ys) Life. TV-Dokumentarfilm. Rolf Lyssy

Widerstände, Wege und der Lauf der Dinge -
Die Montage der filmischen Arbeiten von Fischli und Weiss 
Samstag, 24. 11.2011, 18:30 Uhr
im Filmforum im Museum Ludwig
In Kooperation mit den Freunden des Wallraf-Richartz-Museums
und des Museums Ludwig e.V.